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MobilProFit

Regionale Netzwerke für Nachhaltige Mobilität in Unternehmen und anderen Einrichtungen

Projektinformationen
Projektnehmer

B.A.U.M. Consult GmbH

Projektlaufzeit

01.11.2013 bis
31.12.2016

Fördersumme

370.224 Euro

Förderkennzeichen

03KSF037A/B

Gemeinsam besser mobil

Wirtschaftsunternehmen erzeugen jede Menge Verkehr – über den Weg zur Arbeit, Dienstreisen oder den Transport von Gütern. Ein betriebliches Mobili­täts­management hilft, sowohl Kosten als auch anfallende CO2-Emissionen zu senken.

Auf einen Blick

Bisher kümmern sich nur wenige Betriebe um klima-freundliche Alternativen, wenn es um den eigenen Fuhr­­park, die tägliche Anfahrt der Beschäftigten in die Firma oder den Flug zur nächsten Konferenz geht. Der Bundes­deut­sche Arbeitskreis für umweltbewusstes Manage­ment (B.A.U.M) initiierte deshalb das Modell­projekt Mobil.Pro.Fit. Es sollte 160 Unternehmen in zehn deut­schen Modellregionen dabei unterstützen, ein be­trieb­liches Mobilitätsmanagement einzuführen und pas­sen­de Maßnahmen umzusetzen. Dazu ent­wickelte B.A.U.M. ein Beratungs- und Quali­fizierungs­konzept, das sowohl thematische Workshops für die teil­neh­menden Betriebe als auch konkrete Beratung vor Ort beinhaltete und mit einer Zertifizierung abschloss. In jeder Modellregion koordinierten die teilnehmenden Kom­munen das Projekt. Zusätzlicher Schwung entstand durch den Aufbau von Netzwerken mit Partner­organi­sationen vor Ort.

Ein netzwerkbasierter Plan

Betriebliches Mobilitätsmanagement hat viele Vorteile: Es spart unter anderem mit einfachen Maßnahmen ein Fünftel der anfallenden Kosten, motiviert die Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter und trägt zur Gesundheits­vor­sorge bei. Um interessierten Unternehmen bei der Ausschöpfung ihrer individuellen Handlungsmöglich­keiten zu helfen, gewann B.A.U.M. unterschiedliche Part­nerinnen und Partner und gestaltete gemeinsam mit diesen ein sys­te­matisch verzahntes Betreu­ungs­programm aus Work­shops und Vor-Ort-Terminen sowie ein ver­feinertes Beratungs- und Qualifi­zierungs­konzept.

B.A.U.M. kooperierte dafür sowohl mit er­fah­renen Mobili­täts­expertinnen und -experten als auch mit kommu­nalen Verwaltungen und Partnerinnen und Partnern aus der Wirtschaft wie etwa den In­dus­trie- und Handels­kam­mern (IHKn), der Wirtschafts­för­de­rung oder Ver­kehrs­dienstleisterinnen und ‑dienst­leis­tern. Regionalkoordinatorinnen und ‑koordi­nato­ren organisierten Arbeits­kreise in jeder Modellregion, um so den Austausch zwischen den Kommunen und den Unternehmen und somit die Integration von kom­munalen Klimaschutz­stra­tegien und betrieb­lichem Mobilitätsmanagement zu unterstützen.

Die Projektregionen

Im Dezember 2013 startete B.A.U.M. einen Aufruf an Kommunen, sich bei Mobil.Pro.Fit. zu bewerben. Aus den ursprünglich 20 Einsendungen gingen schließlich elf Modellregionen hervor: StädteRegion Aachen, Re­gion Bayerischer Untermain, Stadt Berlin, Stadt Biele­feld, Landkreis Ebersberg, Freie und Hansestadt Ham­burg, Stadt Karlsruhe, Region Köln-Bonn (Alfter, Ber­gisch Gladbach), Stadt Leipzig, Ruhrgebiet (Bo­chum, Bottrop, Essen, Gelsen­kirchen, Herten) und Stadt Würzburg.

Der Projektablauf

In jeder Projektrunde wurden alle teilnehmenden Un­ter­­nehmen einer Region neun Monate lang unter­stützt. Insgesamt kamen 14 Projektrunden in acht der ausgewählten Modellregionen zustande, an denen sich 72 Betriebe beteilig­ten. Geplant waren ursprünglich zwei Projektrunden pro Modell­region, aller­dings war es den Kommunen nicht immer gelungen, eine aus­rei­chende Anzahl von Betrie­ben für die Teilnahme an Mobil.Pro.Fit. zu gewinnen.

Bei vier Arbeits­treffen pro Projektrunde (ein­schließ­lich der Auftakt­veranstal­tung) tauschten sich die teil­neh­men­den Unternehmen sowohl untereinander als auch mit kommunalen Akteu­rinnen und Akteuren zu ihren Erfahrungen mit betrieblichem Mobilitäts­mana­ge­ment aus. Gemein­sam entwickelten sie Ideen bei­spiels­weise zur Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu Veränderungen im Fuhrpark oder Regelungen in Bezug auf Dienstreisen. Aufgrund der Zuständig­kei­ten der kommunalen Verwaltung für den Verkehr ergaben sich regelmäßig auch interessante Dialoge und Ideen für gemeinsame Aktionen.

Bei den drei Vor-Ort-Terminen unterstützten extra ge­schulte Mobilitätsfachleute die Unternehmens­leitung der einzelnen teilnehmenden Unternehmen bei der Bestandsaufnahme und Mobilitäts­analyse. Sie nutzen dafür die Arbeitsmaterialien aus dem von B.A.U.M. erarbeiteten Konzept und erfassten unter anderem CO2-Emis­sionen, Energieverbräuche und Kosten.

Im Laufe des neunmonatigen Verfahrens erstellten die Betriebe so unter Mitwirkung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter ihr eigenes Mobilitätsprogramm und beriefen Verantwortliche für die neue Aufgabe. Auf Basis der Anregun­gen aus den Workshops entstanden Maßnahmen in den vier Handlungs­feldern Fuhrpark und Verkehrsvermeidung, Alterna­tiven zu Dienstreisen, Effizienz der Arbeitswege und Fragen des Kunden- und Lieferverkehrs.

Anschließend legten die Betriebe ihre Vorschläge einer lokalen Kommission zur Prüfung vor. Diese führte an­hand einer feststehen­den Kriterienliste aus Prozess­indika­toren einen Check durch und verlieh im Erfolgs­fall die Mobil.Pro.Fit.-Auszeichnung an den Betrieb. Parallel dazu begannen die Firmen mit der Maß­nah­menumsetzung.

Neue Qualitätsmaßstäbe

Der Bewertungsmaßstab zur Auszeichnung der Be­trie­be orientierte sich an den Ergebnissen des Vorgänger­projektes „effizient mobil“. B.A.U.M. ent­wickelte dieses Instrumentarium aus Daten­aufnahme, Mitarbeiterbefragung, Wohnstand­ortanalyse und Wirkungs­ana­ly­se im Rahmen von Mobil.Pro.Fit. weiter. Insbesondere ergänzte B.A.U.M. das bereits bestehende und gut auf­be­reitete Hand­lungsfeld „Arbeits­wege der Mitar­bei­te­rinnen und Mitarbeiter“ um weitere Themengebiete. Das Projektteam analysierte die Bedarfe der Unter­neh­men mit Blick auf die Handlungsfelder Fuhrpark, Dienst­­reisen sowie Kunden-/Lieferverkehre. Anschließend wurden die vorgeschlagenen Maß­nah­men und die damit verbundenen neuen Qualitäts­kriterien in den teilnehmenden Betrieben erprobt.

„In Hinblick auf unser seit 2011 imple­men­tiertes Energiemanagement nach DIN EN ISO 50001, möchten wir während des Projektes verstärkt auf den Fuhrpark eingehen. Gleichzeitig ist es uns wichtig auf diese Weise unser bereits bestehendes Gesundheitsmanagement für unsere Mitarbeiter weiter auszubauen.“

Julia Reiling, Reiling Glas Recycling GmbH & Co. KG

Vielfältige Lösungen, einige Beispiele

Die in den Betrieben gefundenen und vorgesehenen Lösungen sind vielfältig und umfassen sowohl Anreiz­systeme für die Nutzung klimafreundlicherer Alter­na­tiven als auch zur Verkehrsvermeidung. Ganz prak­tisch entstanden zur Förderung des Radverkehrs neue Fahrradstellplätze mit Druckluftstationen, Duschen und Umklei­den. Leihfahrradsysteme und Car-Sharing kamen ebenso neu zum Einsatz wie Videokonferenz­anlagen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten Bahncards oder Monatstickets für den öffentlichen Nahverkehr und Fahrradkuriere vermehrt Aufträge. Im Intranet entstanden Mobilitätsportale etwa zur Bildung von Fahrgemeinschaften, einige Betriebe kauf­ten Pedelecs, andere schafften E-Fahrzeuge für Dienst­fahrten an. Mehre­re Firmen verankerten das Mobilitäts­manage­ment in einem vorhandenen Managementsystem, andere als Teil der Umwelt- oder Nachhaltig­keits­strategie oder auch der Personal­entwicklung.

  • Was sollte das Projekt erreichen?

    • Einführung des betrieblichen Mobilitätsmanagements in 160 Betrieben in zehn Modellregionen;
    • Entwicklung eines bundesweit einheitlichen Qualitätsstandards für betriebliches Mobilitätsmanagement mit Leitlinien für die Beratung und Zertifizierung;
    • Durchführung von jeweils zwei Modellprojekten in den zehn Regionen mit jeweils acht Betrieben.
  • Was hat das Projekt erreicht?

    • Durchführung von 14 Projektrunden mit 72 Betrieben und Einrichtungen aus den Modellregionen Aachen, Berlin, Bielefeld/Kreis Gütersloh, Hamburg, Karlsruhe, Köln/Bonn, Ruhrgebiet, Würzburg;
    • Durchführung von 56 Fachworkshops, vier pro Projektrunde;
    • Einführung eines Qualitätsstandards für betriebliches Mobilitätsmanagement;
    • Erarbeitung von über 70 Mobilitätsprogrammen mit 1.129 Einzelmaßnahmen;
    • Umsetzung oder geplante Umsetzung von 673 Einzelmaßnahmen in den Betrieben.
  • Wie ging es weiter?

    Die im Projekt entwickelten Qualitätskriterien für betriebliches Mobilitätsmanagement wurden in den Anforderungskatalog der Deutsche Plattform für Mobilitätsmanagement (DEPOM) aufgenommen. Die Projektinformationen, Ergebnisse und Praxisbeispiele sind auf der Projektseite nachzulesen: www.mobilprofit.de.

Beitrag zum Klimaschutz

Zum Projektabschluss erfolgte eine Auswertung der 14 abgeschlossenen Projektrunden. 71 Firmen hatten Mo­bi­litätsprogramme mit insgesamt 1.129 Einzel­maß­nah­men erarbeitet, davon sind 673 in der (ge­planten) Um­setzung. Das Projekt errechnete, dass bei vor­sich­tiger Schät­zung und nur teilweiser Einbeziehung von Maß­nah­men in die Bilanzierung eine durchschnittliche CO2-Reduktion von 150 Kilogramm CO2 pro Mitar­bei­terin oder Mitarbeiter und Jahr realistisch ist. 22 Betriebe gaben bei 99 Maß­nahmen ge­naue CO2-Einsparungen an, die insgesamt 1.200 Tonnen CO2 pro Jahr umfassen sollten. Dies würde durchschnittlich etwa 54 Tonnen CO2 pro Betrieb beziehungsweise zwölf Tonnen CO2 pro Maß­nahme entsprechen.

  • Checkliste der Erfolgsfaktoren

    Als Kommune/Koordinator

    • Ansprache geeigneter Unternehmen;
    • Identifizierung begünstigender Faktoren für eine Programmteilnahme.

    Als Unternehmen

    • Koordination mit anderen Betrieben am gleichen Standort;
    • Einbinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Kommunikation individueller Vorteile.

Tipps und Tricks für interessierte Institutionen

Mit dem Modell Mobil.Pro.Fit. steht ein erprobtes, über­betrieblich wirksames Instrumentarium bereit, das auch in anderen Regionen eingesetzt werden kann. Es unterstützt kommunale Institutionen bei der Ana­lyse von Handlungsoptionen in Mobilitätsfragen. Fir­men wiederum bietet Mobil.Pro.Fit. die Gelegenheit, im Dialog mit weiteren Betrieben sowie mit der Kom­mu­ne und anderen Mobilitätsanbieterinnen und Mobili­täts­an­bie­tern Lösungen zu entwickeln, die im Allein­gang nicht machbar wären.

Geeignete Unternehmen identifizieren

Mobilitätsmanagement ist ein wichtiges Thema für den kommunalen Kli­maschutz. Es bietet den Kom­munen unterschiedliche Ansätze für die Verbesserung der eigenen Organisation, aber auch für die Koope­ration mit den örtlichen Unternehmen. Kommunen oder andere Insti­tu­tionen, die daran interessiert sind, weitere Unter­nehmen zu motivieren, sollten insbesondere solche ansprechen, die

  • bereits erste Erfahrungen mit Fahrrad-Ak­tions­tagen, Jobtickets und ähnlichem haben,
  • bereits im Bereich Klimaschutz sensibilisiert sind,
  • Teil eines regionalen Umweltnetzwerks sind,
  • über ein Umwelt­manage­mentsystem oder eine Nachhaltigkeitsstrategie verfügen,
  • oder bei denen Mobilität zum Geschäftsmodell gehört.

Drei Dynamikschwellen im Betrieb überwinden

Für die nachhaltige Implementierung eines Mobilitäts­mana­ge­ment-Konzepts müssen Unternehmen diese drei Hürden meistern: die Teil­nahmeentscheidung für das Pro­gramm, das Engage­ment im Projekt und die Umset­zung sowie Veranke­rung von Maßnahmen im Betrieb.

Die Erfolgsaussich­ten für eine Programm­teil­nahme steigen mit dem Leidensdruck am Standort der Betriebe – beispielsweise bei hoher Verkehrs­belas­tung und Parkraumnot oder einer problemati­schen Anbin­dung an die öffent­lichen Verkehrsmittel. Betriebe, die gemeinsam in einem Gewerbegebiet angesiedelt sind, erreichen häufig eine kritische Masse an Mitarbeite­rinnen und Mitarbeitern, die ein Interesse an neuen ÖPNV-Angeboten haben oder daran, Mitfahrbörsen überbetrieblich zu bündeln. Insbesondere hier empfiehlt das Projektteam eine übergeordnete Prozess­koordination beispielsweise durch Leit­betriebe an einem Standort.

Individuellen Mehrwert aufzeigen

Innerbetrieblich ist es wichtig, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei neuen Maßnahmen mitzunehmen und Mobilitätslösungen als Hilfestellung im Alltag zu kommunizieren. Hierzu gehört auch das Argument der Gesundheitsförderung. Wer viel mit dem Fahrrad fährt ist nachweislich weniger oft krank.

Weiterführende Informationen
03KSF037A-B_PKD_Mobi...

pdf | 1.31 MB