Wenn sich der Duft frisch frittierter Pommes mit dem von Sonnencreme mischt, ist Sommer in Brandenburg – und die Freibadsaison eröffnet. Beim Badespaß in Kleinmachnow wird das Thema Klimaschutz großgeschrieben. Mit einem Modellprojekt, gefördert durch die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesumweltministeriums, machen die Betreiber des Freibads Kiebitzberge die Wärmewende für die Badegäste erfahrbar.
„Wir haben auf einer Fläche von 530 Quadratmetern Kollektoren für die solare Erwärmung der Schwimmbadbecken installiert“, erklärt Paula Koch. Mit ihrem Planungsbüro, Klima Consulting Koch aus Berlin, hat sie das Projekt aus der Taufe gehoben und die Verantwortlichen vor Ort unterstützt. Neben den großflächigen Sonnenkollektoren wurde als zweite Technologie ein kompaktes, solarthermisches Heizsystem installiert.
Betriebskosten werden minimiert
Markus Schmidt, Geschäftsführer der Freibad Kiebitzberge GmbH, findet, dass die Idee für das Modellprojekt genau zur richtigen Zeit kam: „Das Freibad wurde komplett saniert. Neue Edelstahlbecken, Wassertechnik, Pumpentechnik – und dann natürlich die Solarthermie.“
Für die Betreiber lohnt sich das gleich doppelt: „Wir sparen hier natürlich CO2 ein – aber für uns ist es ebenso wichtig zu sehen, dass sich die Betriebskosten minimieren“, sagt Schmidt.
Noch heize man im Freibad Kiebitzberge nicht ausschließlich mit Solarthermie – aber man habe hier ein Leuchtturmprojekt realisiert. Mit der bisherigen Bilanz sei man sehr zufrieden, was auch Projektpartnerin Paula Koch bestätigt. Durch den Einsatz beider Projekttechnologien konnten im Jahr 2019 rund 48 Tonnen CO2 vermieden werden.
„Nach der zweiten Saison hat sich gezeigt, dass die Technik gute Beiträge zur Energieversorgung des Freibads leistet – und vor allen Dingen auch interessierte Besucher anzieht.“, sagt Koch. Spannend für die Schwimmbadbesucher*innen ist vor allem das Modell eines solarthermischen Systems – das in Sachen Klimaschutz im krassen Gegensatz zu gängigen Heizsystemen steht.
Solarthermie statt Brennwerttherme
Denn in vielen Haushalten in Kleinmachnow finde man aktuell noch die klassische Brennwerttherme, weiß Koch. Doch wo mit Erdgas geheizt wird, entstehen klimaschädliche Emissionen. Hier leistet die Solarthermie Abhilfe: „Mit einem solarthermischen Heizsystem, wie wir es im Freibad ausstellen, können Eigenheimbesitzer Emissionen einsparen und klimafreundlich leben.“ Im Vergleich zur klassischen Solarthermie liefere das System vierfache Erträge in der Heizperiode. Es ist damit eine echte Option, um solar durch den Winter zu kommen.
Dimensioniert ist das Modell in Kleinmachnow für ein Einfamilienhaus – aus gutem Grund: Laut Kochs Einschätzung stehen viele der Bürger*innen in Kleinmachnow in den nächsten Jahren vor der Entscheidung für ein neues Heizsystem. Wenn die alte Brennwerttherme weichen muss, dann für eine regenerative Alternative. „Deshalb wollen wir die Technologie bekanntmachen und Berührungsängste abbauen“, erklärt sie. Das funktioniere gut – Viele seien vor allem überrascht, wie kompakt das System ist. Es passt problemlos in jeden Hauswirtschaftsraum – natürlich abgesehen von den Hybridkollektoren, die beispielweise auf dem Hausdach Platz finden würden.
Mit Teamarbeit durch den Förderdschungel
Berührungsängste möchte Paula Koch auch bei jenen zerstreuen, die selbst ein Klimaschutzprojekt starten und Fördermittel beantragen wollen. Mit Arbeit sei so ein Vorhaben zwar immer verbunden. „Aber im Team ist es in den allermeisten Fällen viel einfacher und effizienter, sich durch den Förderdschungel zu bewegen“, rät sie. „Man muss keine Angst davor haben.“
Dem stimmt auch Markus Schmidt zu und ist dankbar für Kochs Initiative. „Einer muss den Stein ins Rollen bringen und dann kann man gemeinsam etwas bewegen.“ Das hat man in Kleinmachnow geschafft.