SK:KK: Die Bezirksverordnetenversammlung des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf hat 2008 den Beschluss gefasst, ein Klimaschutzkonzept zu erarbeiten und sich dabei zunächst auf einen Modellkiez zu konzentrieren. Warum fiel die Wahl damals auf den Klausenerplatz-Kiez?
Birger Prüter: Im Klausenerplatz-Viertel gibt es seit vielen Jahren ein hohes Engagement für den Klimaschutz. Das ehemalige Sanierungsgebiet ist ein lebendiger Ortsteil mit sehr aktiven Bürgerinnen und Bürgern. Bereits 1999 gründeten rund 30 Bewohnerinnen und Bewohner sowie Gewerbetreibende das Kiezbündnis Klausenerplatz e.V., um sich gezielt für die Verbesserung der Lebensbedingungen in ihrem Wohnquartier einzusetzen. 2008 hat sich im Kiezbündnis die Arbeitsgruppe „Ökokiez 2020“ gebildet und ein Gesamtkonzept für die nachhaltige Entwicklung vor Ort entworfen. Der Kiez bietet demnach sehr gute Bedingungen für die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen aus dem Integrierten Klimaschutzkonzept.
SK:KK: Welche besonderen Herausforderungen für den Klimaschutz bergen die soziale und die bauliche Struktur des Klausenerplatz-Stadtteils?
Birger Prüter: Beide, sowohl die soziale als auch die bauliche Struktur, sind sehr heterogen. Neben großen Wohnungsbaugesellschaften befinden sich viele Immobilien im Streubesitz, das erschwert die Umsetzung von Maßnahmen erheblich.
Zugleich zeichnet sich der Kiez dadurch aus, dass hier sehr viele Einwohnerinnen und Einwohner leben, die entweder keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen oder diese erst im Laufe ihres Lebens angenommen haben. Dadurch müssen wir viele kulturelle Unterschiede berücksichtigen und darauf achten, alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen anzusprechen und einzubinden.
SK:KK: Welche Rolle spielt das Kiezbündnis Klausenerplatz e.V. für Ihre Arbeit als Klimaschutzmanager vor Ort?
Birger Prüter: Die Umsetzung konkreter Maßnahmen ist immer auch von Unterstützenden vor Ort abhängig. Das Integrierte Klimaschutzkonzept ist auf Initiative der Arbeitsgruppe „Ökokiez 2020“ entstanden, die sich innerhalb des Kiezbündnisses gebildet hat. Das Kiezbündnis ist somit für uns ein wichtiger Partner, viele Projekte setzen wir gemeinsam um, wie etwa das RepairCafé, welches auf das Integrierte Klimaschutzkonzept zurückgeht.
SK:KK: Wo liegen im Klausenerplatz-Kiez die Schwerpunkte im Klimaschutz? Und welche weiteren Projekte aus dem Integrierten Klimaschutzkonzept konnten Sie bereits umsetzen?
Birger Prüter: Unser Fokus liegt auf vielen kleinen Einzelmaßnahmen, mit denen wir das wichtige Thema Klimaschutz bei den Einwohnerinnen und Einwohnern verankern möchten. Wir versuchen zu demonstrieren, dass jede Mitbürgerin und jeder Mitbürger auch durch kleine Maßnahmen aktiv zum Klimaschutz beitragen kann.
Inzwischen konnten wir bereits mehrere Projekte erfolgreich auf den Weg bringen, wie zum Beispiel eine Energieberatung für Kiezbewohner. Oder das schon genannte RepairCafé sowie die BücherZelle, ein öffentlicher Bücherschrank in einer ausgedienten Telefonzelle. Mit diesen beiden Projekten wollen wir demonstrieren, dass viele Sachen weiter benutzt oder repariert werden können, bevor sie im Abfall landen. Wie diese Gegenstände darüber hinaus anschließend richtig entsorgt werden, haben wir unter anderem im sogenannten Kiezschaufenster gezeigt, einem dekorierten Schaufenster mitten im Viertel in dem wir vor Ort über ganz unterschiedliche Themen berichten.
Aktuell läuft bei uns die Aktion „Kiezbaum statt Plastiktüte“ in Kooperation mit den Einzelhändlern im Kiez. Alle teilnehmenden Geschäfte spenden dabei 5 Cent für jeden plastiktütenfreien Einkauf. Das Geld wird gut sichtbar in Spendenboxen an den Kassen gesammelt und für den Erwerb und das Pflanzen eines Baumes im Kiez eingesetzt. Ziel ist es, bis Ende September rund 10.000 Plastiktüten einzusparen. Das entspricht fast einer Tonne CO2 und entsprechend 500 Euro. Wenn wir diese Summe zusammenbekommen, bezuschusst der Senat die Pflanzaktion ebenfalls mit 500 Euro.
SK:KK: Welche weiteren Tipps haben Sie, um möglichst viele Menschen für den Klimaschutz zu sensibilisieren?
Birger Prüter: Unser Büro liegt mitten im Kiez. Das ist sehr wichtig, um direkt vor Ort mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und um für konkrete Fragen der Einwohnerinnen und Einwohner zur Verfügung zu stehen. Darüber hinaus schreiben wir regelmäßig Artikel im Kiezblatt, haben in den letzten beiden Jahren Stadtteilkonferenzen mitorganisiert, haben verschiedene Beteiligungsprozesse durchgeführt und kommunizieren aktuelle Themen über das Kiezschaufenster.
SK:KK: Inwiefern profitieren andere Quartiere im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bereits von den Aktivitäten im Modellkiez? Gibt es einen Austausch mit anderen Stadtteilen oder auch überregional?
Birger Prüter: Es gibt in Berlin einen regelmäßigen Austausch der Klimaschutzbeauftragten der Bezirke. Dabei ist es immer wieder spannend zu hören, welche neuen Projekte andere Bezirke verfolgen. Aber auch innerhalb von Charlottenburg-Wilmersdorf selbst gibt es einen guten Austausch, etwa mit dem nordöstlich angrenzenden Quartier „Mierendorffinsel“. Daraus können auch gemeinsame Vorhaben entstehen. Das Repair Cafe wird zum Beispiel sehr gut auch von Bürgerinnen und Bürgern aus anderen Teilen des Bezirkes und darüber hinaus angenommen, so dass wir über ein weiteres RepairCafé im Bezirk nachdenken.
Name |
Birger Prüter |
Ausbildung |
Dipl. Ing. für Umwelttechnik und Erneuerbare Energien |
Kontaktdaten |
Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
Tel.: 030/9029-24387 (Di und Do) |
Bundesland |
Berlin |
Verwaltungsbezirk |
Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin |
Einwohnerzahl und Größe des Bezirks |
327.449 (30. Jun. 2015); 64,72 km² |
Meine Verortung in der Kommune |
Umwelt- und Naturschutzamt |
Ich bin Klimaschutzmanager für... |
...die Umsetzung der Maßnahmen des Integrierten Klimaschutzkonzeptes für den Klausenerplatz-Kiez. |
Projektlaufzeit |
01.06.2014 – 31.07.2017 |
Highlights der vergangenen Monate |
Kiezbaum statt Plastiktüte Masterarbeit zum Thema „Klimaschutzpotenzialanalyse von Dach-, Fassaden- und Straßenbaumbegrünung“ RepairCafé BücherZelle |