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Entwicklung und Verbreitung eines Standardsystems zur THG-Bilanzierung von KMUs

Entwicklung und Weiterverbreitung eines Standardsystems zur THG-Bilanzierung von KMUs

Projektinformationen
Projektnehmer

KlimAktiv gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung des Klimaschutzes mbH

Projektlaufzeit

01.05.2013 bis
30.04.2014

Fördersumme

189.739 Euro

Förderkennzeichen

03KSE058

© KlimAktiv gGmbH

Die Klimabilanz für Unternehmen

Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen über ihre Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit berichten. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) mit einer Belegschaft von weni­ger als 500 Personen sind von dieser Regelung bisher ausgenommen. Als Rückgrat der deutschen Wirtschaft sollten aber auch sie über ihre Klimaschutz­potenziale im Bilde sein, um entsprechend handeln zu können.

Auf einen Blick

Vor dem Beginn des Projektes gab es interna­tionale Normen und Standards für den Aufbau solcher Bilanzen. Heruntergebrochen auf die deutschen Rahmen­bedingungen existierte jedoch kein einheit­licher Ansatz für die Bilanzierung der Treibhausgas­emissionen. Die KlimAktiv gGmbH ent­wickelte daher insbesondere für KMU sowie für Unternehmensver­bände eine Software zur Treibhausgasbilanzierung. Externe Fach­leute aus Wissenschaft und Wirtschaft begleiteten das Vorhaben und unterstützten die Ver­breitung des fertig gestellten Programms – dem soge­nannten CO2-Rechner PRO. Mit seiner standardi­sierten Methodik bietet er ein Allein­stellungs­merkmal unter den Bilanzierungs­systemen für Treibhausgase (THG).

Kleine und mittlere Unternehmen als Zielgruppe

KMU sind Arbeitsplatz für einen Großteil der Arbeit­nehmerinnen und Arbeit­nehmer. Ihre Betriebe gehö­ren in der Regel zu den Sektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD), deren Emissionen – anders als jene der Industrie – nicht unter den Emissions­han­del fallen. Die KMU sind quer über alle Branchen und die gesamte Wertschöpfungskette tätig, besonders häufig in der Logistik- und der Automobil­branche.

Politik und Gesellschaft fordern zunehmend, dass auch kleinere Unternehmen ihrer Verantwortung gegen­über der Umwelt gerecht werden. Bei den Auftrag­ge­be­rinnen und -gebern der KMU handelt es sich häufig um große Industriekonzerne und Unter­nehmen, die verpflichtet sind über ihre Verbes­serungen in sozia­len und ökologischen Fragen zu berichten. Ent­sprechend versuchen sie stärker, die ökologischen Auswirkungen ihrer Produkte oder Dienst­leistungen entlang der gesamten Wert­schöpfungskette nachzu­vollziehen. Von Lieferantinnen und Lieferanten wird in diesem Zusam­menhang ebenfalls der Nach­weis über die verur­sach­ten Treibhausgase verlangt. Damit kommen auf die KMU neue Heraus­forderungen in der Nachhaltigkeits­bericht­erstattung zu. Die Bilanzierung der Treibhaus­gase sorgt für einen ersten Überblick zu den Mengen und Quellen der anfallenden Emissionen. Darauf auf­bauend können die Betriebe besser die Potenziale zu deren Verringerung erkennen, passende Maßnahmen umsetzen und diese in ihrer Wirkung überprüfen.

Standards bringen Vergleichbarkeit

Zur Bilanzierung der Treibhausgase existieren auf internationaler aber auch nationaler Ebene bislang diverse Standards und Normen. Jedes Land hat einen anderen Mix an Energieträgern und damit auch andere Faktoren zur Berechnung der THG-Emissionen. In Deutschland beeinflussen das Erneuerbare Energien Gesetz und das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz die Bilanzierung der Emissionen. Deutsche Unter­nehmen griffen bisher bei der Bilanzierung ihrer Emissionen auf unter­schiedliche Methoden zurück, die einen sinnvollen Vergleich der Daten nicht zuließen. Im Projekt entwickelte KlimAktiv daher ein standar­disiertes System zur Treibhausgas-Bilanzierung für KMU. Damit sollte die Vergleich­barkeit der Bilanzen verbessert und ein branchenspezifisches Bench­marking ermöglicht werden. Zudem sollte sich der Aufwand in der Nutzung für die Betriebe und für die zertifi­zierende Prüfgesellschaft verringern.

Der CO2-Rechner PRO

Mit dem im Projekt entwickelten CO2-Rechner PRO kommen Unternehmen und Institutionen in wenigen Schritten zu ihrer CO2-Bilanz inklusive CO2-Bericht und erhalten Kennzahlen für ihre Nachhaltigkeits­berichterstattung. Die Bilanz berücksichtigt alle Treib­hausgase nach dem Kyoto-Protokoll.

Entsprechend ihrem globalen Erwärmungspotenzial werden sie dann in CO2-Äquivalente umgerechnet. Die Unternehmen geben ihre Daten in den Kategorien Liegen­schaften, Transport, Prozessemissionen und Klima-Invest ein. In der Rubrik Klima-Invest werden der Einsatz erneuer­barer Energien, der Einsatz von Kraft-Wärme-Kopp­lung, Klimaschutz­zertifikate und Maßnahmen der Bewusstseinsbildung berücksichtigt.

Der CO2-Rechner PRO weist in der THG-Bilanz folgende Emissionen nach der Methodologie des Kyoto-Protokolls aus:

  • die direkten Emissionen aus der Verbrennung von fossilen Brenn- und Treibstoffen;
  • die indirekten Emissionen aus der Erzeugung von angekauften Strom, Wärme und Dampf;
  • indirekte eingebettete Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette;
  • sowie zusätzliche Treibhausgas­wirkungen, die zum Beispiel in der Herstellung eingekaufter Materialien und durch die Mobilität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstehen.

Der Rechner ist einfach bedienbar und auf die Bedürf­nisse von kleinen und mittleren Betrieben sowie Ver­waltungs- und Dienstleistungs­betrieben ausge­richtet. In der Praxis erwies sich der Rechner als so gut, dass er das – vom TÜV Nord geprüfte –Standard­system zur Erstellung und Verwaltung des Corporate Carbon Footprints (CCF) wurde.

Breit aufgestelltes kompetentes Bündnis

Ein Bündnis aus zehn sich ergänzenden fach­kundigen Institutionen begleitete die Entwicklung und Erpro­bung der Software. Dazu gehörte unter anderem das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu), das seine wissen­schaft­liche Expertise im Bereich der CO2-Bilan­zierung einbrachte. Das Energie- und Umweltzentrum Allgäu gGmbH (eza) prüfte die Funktionen und Anwend­barkeit aus Sicht der Energie­beratung. Die ALPHA Energy & Environment GmbH stellte ihre Kompe­tenzen in der Green Building Zerti­fizierung und der Erstellung von Nachhaltig­keits­kon­zep­ten zur Verfü­gung. Als Partner aus der Praxis prüfte unter anderem der TÜV Nord Cert die Metho­dologie des Rechners.

Berücksichtigung und Integration bestehender Systeme

Wichtig war dem Projektteam die Vermeidung von Doppelstrukturen. Daher wurde ein Erfahrungs­aus­tausch mit beste­hen­den Initiativen wie dem Label „Stop-Climate-Change“ (SCC) initiiert. Dessen Stan­dards wurden in den CO2-Rechner PRO integriert. Die Energieagentur Kreis Konstanz nahm den Rechner in ihr regionales Label „Klimabewusster Betrieb“ auf. KlimAktiv kooperierte darüber hinaus mit dem eben­falls von der Nationalen Klimaschutz­initiative (NKI) geförderten Projekt Klimareporting des WWF.

„Wir freuen uns, dass mit dem KlimaAktiv CO2-Rechner PRO erstmalig eine einheitliche Berechnung geschaffen ist, die Transparenz herstellt und die den Vergleich zu anderen Unternehmen mittels Benchmarks ermöglicht“.  Sebastian Hölzlein, Geschäftsführer ALPHA Energy & Environment GmbH

Dienstleistungspaket für geschulte Beraterinnen und Berater

Schulungen vermittelten den Projektpartnerinnen und -partnern Kenntnisse zur Anwendung des Rechners in den Unternehmen. Um das System möglichst ziel­grup­pen­genau anwenden und in den Unternehmen be­kannt machen zu können, wurden drei verschiedenen Varianten mit unter­schiedlichen Nutzungs-Moda­litä­ten entwickelt. Beratungseinrichtungen wie Energie­agenturen oder Ingenieurbüros erwerben eine Lizenz für circa 400 Euro, die sie berechtigt, den CO2-Rechner PRO im Rahmen ihres Dienstleistungsangebotes zu nutzen. Endanwenderinnen und -anwender wie Unter­nehmen zahlen abhängig vom Nutzungsgrad jährlich eine Gebühr von mindestens 120 Euro.

Unternehmens­verbände erhalten die Möglichkeit der individuellen Installation, mit der die Mitglieds­unter­nehmen einen freien Zugriff erhalten. Die Kosten für Verbände setzen sich aus der Lizenzgebühr und den Kosten für die Nutzung zusammen.

Die aktuelle Nutzung

KlimAktiv präsentierte den CO2-Rechner PRO Anfang April 2014 in Berlin und verbreitete ihn anschließend über das auf­gebaute Kompetenzbündnis. Den Rechner setzen seither Unternehmen, Verbänden, Insti­tutionen und Energie- und Klimaschutzagenturen zur CO2-Bilanzierung ein. Die regel­mäßige Aktualisierung der Emissionsfaktoren stellt sicher, dass der CO2-Rechner stets auf dem neuesten Stand bleibt.

  • Was sollte das Projekt erreichen?

    • Entwicklung eines Werkzeugs für KMU zur Bilanzierung der THG-Emissionen;
    • Verbreitung des Instruments und Nutzung insbesondere durch Unternehmen und Unternehmensverbände;
    • Unterstützung des Prozesses der Zertifizierung von Unternehmen und für Prüfgesellschaften.
  • Was hat das Projekt erreicht?

    • Entwicklung eines Werkzeugs zur THG-Bilanzierung speziell für KMU (CO2-Rechner PRO);
    • Integration des CO2-Rechners PRO in das Geschäftsmodell von mindestens zehn Institutionen, darunter Prüfgesellschaften, Energie- und Klimaschutzagenturen und Nachhaltigkeitsberichterstatterinnen und -berichterstatter;
    • Etablierung des CO2-Rechners PRO als Standardsystem beim TÜV Nord.
  • Wie ging es weiter?

    Der CO2-Rechner PRO wird regelmäßig aktualisiert und ist nach wie vor auf der Seite https://klimaktiv.co2-pro.de/de_DE/page/ verfügbar. Er kann kostenfrei getestet werden.

Beitrag zum Klimaschutz

Die Unternehmen in den Sektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) erzeugten im Jahr 2012 rund 42 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in Form von direkten Emissionen. Der Anteil der Emissionen am Verkehr betrug 151 Millionen Tonnen CO2‑Äquivalente. Durch die Nutzung des CO2-Rechners PRO wissen die Unternehmen, in welchen Bereichen im Unternehmen welche Emissionen in welchem Ausmaß entstehen. Und darüber hinaus erlangen die Unter­nehmen Kenntnis, welchen Beitrag bisherige klima­schützende Maßnahmen zur Ver­ringerung der Emis­sionen leisten und in welchen Bereichen weitere Maß­nahmen ergrif­fen werden sollten. Die flächen­deckende Nutzung des CO2-Rechners PRO und eine daran an­schließende Umsetzung klima­schützender Maß­nahmen beinhaltet das Potenzial zur Vermeidung mehrere Millionen Tonnen CO2-Äqui­valente.

  • Checkliste der Erfolgsfaktoren

    • Bedarfe von Unternehmen, aber auch von Unternehmensverbänden berücksichtigen (hier: branchenübergreifender Benchmark);
    • Sektoren adressieren, die bis dato nicht im Europäischen Emissionshandel (ETS) berücksichtigt werden;
    • Notwendigkeiten für eine Zertifizierung mitdenken;
    • Flexibilität und Modularität der Werkzeuge gewährleisten.

Tipps und Tricks für interessierte Institutionen

Institutionen und Unternehmen, die ein standardisiertes System auf den Markt bringen möchten, können von den folgenden Tipps und Tricks profitieren.

Konzipiert für Unternehmen und Verbände

KlimAktiv entwickelte den Rechner auch für Unter­nehmensverbände. Die Verbände können so ein branchenspezifisches Benchmarking vornehmen. Trotz der standardisierten Methodik der Bilanzierung werden mit dem CO2-Rechner PRO auch individuelle Prozesse im Unternehmen abgebildet. Insbesondere GHD gehören zu den Sektoren, die vom Emissions­handel ausgenommen sind. Daher ist es sinnvoll auf Verbandsebene branchenspezifische Strategien zu entwickeln.

Modularer Aufbau

Der CO2-Rechner PRO ist modular aufgebaut und erweiterbar. Das System kann so einfach an die spezifischen Anforder­ungen von Unter­nehmen und andere Branchen wie dem produzierenden Gewerbe angepasst werden.

Nutzung für die Zertifizierung

Mit dem CO2-Rechner PRO können problemlos Daten exportiert werden, um sie an die Zertifizierungs­stelle weiterzugeben. Darüber hinaus vereinfacht das zugrundeliegende Standard-System bei der Erfassung der Emissionen die Zertifizierung durch die Prüfgesellschaften.

Weiterführende Informationen