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Verbundvorhaben Produktionsbezogene Nachhaltigkeitskompetenz ProNaK - Teilprojekt A: Erprobung, Umsetzung und Verbreitung produktionsbezogener Nachhaltigkeitskompetenz unter Berücksichtigung von Organisationsstruktur und -kultur

Produktionsbezogene Nachhaltigkeitskompetenz

Projektinformationen
Projektnehmer

Institut für sozialwissenschaftliche Forschung eingetragener Verein

Projektlaufzeit

01.11.2013 bis
31.10.2016

Fördersumme

1.205.905 Euro

Förderkennzeichen

03KSF032A/B/C/D

Das Wissen der Belegschaft nutzen

Das technische Energiesparpotenzial im Produktions­sektor – etwa durch den Umstieg auf modernere Ma­schinen – ist hoch, aber auch im Erfahrungs­wis­sen der Beschäftigten schlum­mert ein wichtiges Klima­schutz­potenzial.

Auf einen Blick

Industrieprozesse verursachen knapp sieben Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland. Das hat größtenteils mit dem hohen Energieeinsatz in produ­zierenden Betrieben zu tun. Das Projekt Produktions­bezogene Nachhaltigkeitskompetenz (ProNaK) kon­zen­­trierte sich auf ein bislang wenig berücksich­tigtes Potenzial für Klimaschutz: Es nahm die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen in den Fokus, die auf den Kenntnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion aufbauen – beispielsweise durch die energe­tische Optimierung der Maschinen­steuerung. Hierfür sind besonders die Erfahrung und das Gespür der Be­schäftigten vor Ort notwendig. Um die Nach­haltig­keits­kompetenz bei Beschäftigten in der Pro­duk­tion zu stär­ken, sensibilisierte das Projektteam über Work­shops einerseits die Beschäftigten für Klima­schutz und motivierte sie zu eigenen Ideen. Anderer­seits lernten die beteiligten Unternehmen mit Hilfe des Projektes Strukturen zu schaffen, die nachhaltiges Handeln im Arbeitsalltag fördern.

Integrierter Ansatz für eine praxisnahe Umsetzung

Das Projekt ProNaK wurde von einem Verbund aus vier wissenschaftlichen Partnerinnen und Partnern entwickelt und umgesetzt: dem Institut für Sozial­wissenschaftliche Forschung e.V. (ISF), dem Verein der GAB München - Gesell­schaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwick­lung e.V., der Universität Hohen­heim und der Technischen Universi­tät (TU) Chemnitz. Die interdiszi­pli­näre Zusammensetzung des Teams ermöglichte eine integrierende Perspektive auf die Entwicklung von Nachhaltigkeitskompetenz – tech­nische, sozial­wissenschaftliche und berufs­päda­go­gische Ansätze wurden so zusammengeführt.

Während der Projektlaufzeit entwickelten und setzten die vier Projektpartnerinnen und -partner ein Konzept um, mit dessen Hilfe:

  • Beschäftigte für nachhaltige Energieeinsparungen sensibilisiert und motiviert werden sollten;
  • Kompetenzen gestärkt werden sollten, mit denen die Beschäftigten aufgrund ihrer Erfahrungen und Vor-Ort-Kenntnisse Energieverschwendungen identifizieren und Einsparungen umsetzen können;
  • die dazu notwendigen betrieblichen und organisa­torischen Rahmenbedingungen gestaltet werden sollten; und
  • die Nachhaltigkeitskompetenzen auf andere Bereiche innerhalb und außerhalb der Branche übertragen werden können.

Energiesparen als Projekt der Beschäftigten

Das Projekt richtete sich in erster Linie an Betriebe der Metall- und Elektrobranche. Beide Wirt­schaftszweige gehören zu den zehn energieinten­sivsten im verar­bei­tenden Gewerbe. Die eigen­tliche Zielgruppe des Pro­jek­tes waren produk­tions­nahe Beschäftigte, die zum Beispiel für die Einrichtung, Bedienung und Instand­haltung von Maschinen zuständig sind, und die unteren und mittleren Führungsebenen.

Das ProNaK-Konzept nutzt Erkenntnisse der lerntheo­retischen Forschung, die belegen, dass Motivation erst entsteht, wenn sich Personen ein Thema zu eigen ma­chen und sie die Ziele als sinnvoll und erstrebens­wert ansehen. Davon ausgehend kreierte das ProNak-Team ein Anreizsystem, das Beschäftigte dazu motiviert, mit ihrem Erfahrungswissen eigene Ideen zum Energi­esparen zu entwickeln und diese in die Tat umzu­setzen. In mode­rierten Workshops sollten Beschäftigte erfahren, wie sie ihr Wissen in Worte und Zahlen fassen und es auf diese Weise besser ihren Vorgesetzten vermitteln können.

Die Erarbeitung des Workshop-Konzeptes als Kern des Projektes erfolgte in drei Schritten: Der Erpro­bung in einem Pilotbetrieb folgte die Übertragung in Unter­nehmen der gleichen Branche. Anschließend erfolgte die Anwendung in weiteren Branchen mit Pro­duk­tions­bezug. Für die spätere Umsetzung entwickelte das Projektteam Kon­zepte für weitere Workshops, die Qualifizierung von Moderatorinnen und Moderatoren sowie die Wei­terbildung von Energieberaterinnen und ‑beratern.

Probe aufs Exempel

Zusammen mit dem Projekt-Pilotbetrieb Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, die im bayerischen Traunreut Kunststoffe fertigt, organisierten die GAB München und die TU Chemnitz zwei Workshops, in denen Beschäftigte ihre Arbeits­pro­zes­se auf mög­liche CO2-Einsparungen hin unter­such­ten. Eine Schätzung zeigte, dass das Unternehmen bei 2.000 erreichten Personen 630 Tonnen CO2 einsparen könnte. In den Work­­shops trugen Fachkräfte aus ver­schiedenen Abtei­lungen zusammen, welche Prozesse sie im Ar­beits­alltag verbessern könnten, um Energie zu sparen. Anschließend diskutierten sie, welche Vor- und Nach­teile die Ideen mit sich brachten. Die zwei Workshops kamen bei den Be­schäf­tigten sehr gut an. Um die Ergebnisse zu verstetigen, organisier­ten sie selbstständig einen dritten Work­shop.

Eine Idee aus den Workshops, die mitt­lerweile erfolgreich umgesetzt wur­de, bestand zum Beispiel darin, Störungsmeldungen bei prozess­kri­ti­schen Anlagen zu optimieren. Wenn Stö­rungen zu spät erkannt werden, wird die Besei­ti­gung der Störung wegen des notwendigen Ent­fernens von aufgestautem Material wesentlich auf­wen­diger. Also reduzierten die Beschäf­tigten die Zeit­span­ne, nach der Maschinen eine Stö­rung meldeten. Außer­dem ersetzten sie die nicht immer sichtbaren Alarm­leuchten durch akustische Signale. In Zukunft sollen Störmeldungen zusätzlich auf dem Smartphone ange­zeigt werden. Mit diesen Maßnah­men konnten die Beschäftigten die Ausfallzeit reduzieren und nicht nur die Prozessabläufe opti­mieren, sondern auch Energie sparen.

Die ProNaK-Workshopreihe

Aus den Erfahrungen im Pilotbetrieb heraus opti­mierte das Projektteam die Work­shopreihe. Der ProNaK-An­satz kombi­nierte schließlich drei Work­shops zur Sen­si­bilisierung und Ideen­ent­wicklung mit zwei mehr­wöchi­gen Praxis­phasen, in denen die Beschäftigten Umsetzungs­ideen realisieren.

Die Projektpartnerinnen und -partner ergänzten diese Elemente für Beschäftigte durch Work­shops für Füh­rungs­­kräfte­. Die Führungskräfte erfuhren dort etwas über das Gesamtkonzept, wie sie ihre Beschäf­tig­ten unterstützen könnten und wie der ProNaK-Ansatz in bestehende Strukturen integriert werden könnte. Darü­ber hinaus entwickelte und erprobte die GAB Mün­chen ein Qualifizierungsangebot zur Ausbildung von Moderatorinnen und Moderatoren, die dazu befähigt wurden, das Konzept eigenständig in Unter­nehmen einzuführen.

Durchführung in fünf weiteren Unternehmen

Innerhalb der Projektlaufzeit konnten fünf weitere Betriebe unterschiedlicher Größe und Bran­chen­zu­ge­hörigkeit für den ProNaK-Ansatz begeistert werden. Dazu gehörten zum Beispiel das Edel­stahl­werk Schmidt + Clemens GmbH + Co. KG und die SALMATEC GmbH, welche sich mit der Herstellung von Pelletier­anlagen beschäftigt. Auch in diesen Unter­nehmen wurden Workshops durchgeführt, Maßnah­men er­probt und auf die verschiedenen Betriebs­beding­ungen angepasst. Der Projektverbund arbeitete zudem mit Multiplika­tor­innen und Multiplikatoren sowie Trans­ferpartner­innen und -partnern, um die ent­wickelten Methoden und Instrumente in anderen Wirtschaftszweigen anzu­wenden.

„Wir sehen, welches Potenzial in der Erfahrung unserer Mitarbeiter steckt, und wie gut sie rechts und links von ihrer eigentlichen Aufgabe denken können.“

Christopher Gerdau, Umweltbeauftragter und stellvertretender Produktionsleiter SALMATEC GmbH

Bis zum Projektende wurden insgesamt fast 38.000 Personen über die Projekt­inhalte unterrichtet oder nahmen aktiv an Workshops teil. Hinzu kommen die­je­nigen, die durch wissen­schaft­liche Publikationen oder Zeitungsartikel von dem Projekt erfuhren.

  • Was sollte das Projekt erreichen?

    • Sensibilisierung und Motivation produktions­naher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Metall- und Elektrobranche zur nach­hal­tigen Energie­einsparungen in der indus­triel­len Produktion;
    • Qualifizierung der Beschäftigten, damit diese Energieein­spar­potenziale identifizieren und Ein­spar­ungen umsetzen können;
    • Information von insgesamt 40.000 Menschen über das Projekt;
    • Einsparung von 103.000 Tonnen CO2-Äqui­valenten pro Jahr.
  • Was hat das Projekt erreicht?

    • Beteiligung von sechs Unternehmen aus ener­gieintensiven Branchen der produ­zierenden Industrie;
    • branchenübergreifende Diffusion durch ein Weiterbildungskonzept für Energie­berate­rinnen und -berater;
    • Durchführung von 1.254 Veranstaltungen und Workshops;
    • Information von mehr als 37.629 Personen über das Konzept der Nachhaltigkeits­kompetenz;
    • Einsparung von 102.555 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr.
  • Wie ging es weiter?

    Nach Projektende wurden die im Projekt erarbeiteten Ansätze in die Schulungen des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) integriert. Die Moderatorinnen- und Moderatoren-Work­shops werden von der Sächsischen Energie­agentur fortgeführt. Noch während der Projektlaufzeit wurde das Projekt durch den Nachhaltigkeitsrat ausgezeichnet. Weiterfüh­rende Informationen zum Projekt sind ver­fügbar unter www.nachhaltigkeitskompetenz.de

Beitrag zum Klimaschutz

Die Wirtschaftszweige, an die sich das Projekt richtete, verursachten 2010 laut einer Hochrechnung des Pro­jekt­teams Emissionen von mindestens 173 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Sollten in drei Jahren nach Projektende circa die Hälfte der in den Branchen beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Multiplikator-Effekte erreicht werden, könnten die erarbeiteten Maßnahmen deutschlandweit schätzungsweise eine Reduzierung von 4,5 Millionen Tonnen CO2-Äquiva­lenten im jährlichen Ausstoß herbeiführen. Zusätzliche Effekte entstehen, wenn die Ergebnisse auf andere Branchen ausstrahlen. Der ProNaK-Verbund hatte sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, während der Projektlaufzeit insgesamt fast 103.000 Tonnen an CO2-Äquivalenten einzusparen. Dies wollte man sowohl durch das Auffinden und Nutzen von Energiesparpotenzialen in der produ­zierenden Industrie, als auch durch Übertragungs­effekte im Privatleben der Beschäftigten erreichen. Laut Berechnungen der Projektpartnerinnen und Partner konnte eine Einsparung von etwa 102.500 Tonnen CO2-Äquivalenten erreicht werden.

  • Checkliste der Erfolgsfaktoren

    • ProNak nutzen, um die Motivation der Be­schäftigten und Teamarbeit zu fördern;
    • Ansatz in die Personalentwicklung integrieren;
    • vorhandene Materialien für die Durchführung im eigenen Betrieb nutzen.

Tipps und Tricks für interessierte Institutionen

Das Projektteam legte großen Wert darauf, dass das Konzept auch langfristig genutzt werden kann. Für produzierende oder produktionsnahe Betriebe bietet der ProNaK-Ansatz eine attraktive Möglichkeit, Nach­haltigkeitskompetenz bei ihren Beschäftigten aufzu­bauen oder zu fördern.

Motivationsschub für Beschäftigte

Im Pilotunternehmen erhöhte sich die Arbeitszufrie­denheit und das Engagement der Teilnehmenden deutlich. Ebenfalls verbesserte sich die Zusammen­arbeit der Beschäftigten untereinander. Der ProNaK-Prozess eignet sich insbesondere für Unter­nehmen, die die Motivation ihrer Beschäftigten steigern wollen oder die das Zusammenwirken unterschiedlicher Berufsgruppen, wie beispielsweise Maschinenführung und -instandhaltung, verbessern möchten.

Neue Stärken

Der ProNaK-Prozess stellt die Kompetenzentwicklung und -erweiterung bei der Belegschaft in den Vorder­grund. Sie werden ermutigt, zu zeigen was in ihnen steckt und oft werden hierbei neue Stärken sichtbar. Für Führungskräfte und Personalverant­wortliche offen­baren sich dann wesentliche Hinweise für den zukünftigen Personaleinsatz.

Hilfreiche Materialien

Unternehmen, die sich für die Durchführung von ProNaK im eigenen Betrieb interessieren, können ausführliche Handreichungen und Leitfäden über die Projektwebseite herunterladen. Zusätzlich werden entsprechende Materialien für die Qualifizierung zur ProNaK-Moderation angeboten. Auf der Internetseite finden sich ebenfalls drei Projektsteckbriefe, die einen Einblick in die Erarbeitung von Energiesparprojekten während einer ProNaK-Workshopreihe bieten.

Weiterführende Informationen
03KSE043A-C_PKD_KomR...

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