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KleVer – Klimaeffiziente Verpflegung bei Großveranstaltungen

Projektinformationen
Projektnehmer

34. Deutscher Evangelischer Kirchentag Hamburg 2013 e.V.

Projektlaufzeit

01.01.2013 bis
31.05.2014

Fördersumme

228.259 Euro

Förderkennzeichen

03KSF056

© DEKT/Atzler

Klimaschutz beim Kirchentag

Großereignisse wie der Evangelische Kirchentag werfen nicht nur Schatten voraus, sondern hinter­lassen auch Spuren. Der ökologische Fußabdruck sollte dabei so klein wie möglich bleiben.

Auf einen Blick

Um dies zu erreichen veran­staltete der 32. Evan­gelische Kirchentag in Bremen 2009 mit Hilfe der Förderung durch die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) zahlreiche Aktionen und Begegnungen, die klima­freundliches Verhalten beförderten. Mit einem bunten Strauß an Aktionen – von der Plakatwand über Workshops und Ausstellungen bis zu Stadtführungen und Wettbewer­ben – wurde das Mitmachfest genutzt, um sowohl den Mitwirkenden als auch den Besucher­innen und Besuchern ihre Handlungs­möglichkeiten für klima­schonendes Verhalten aufzuzeigen. Diese Erfah­run­gen führte der 34. Kirchentag in Hamburg mit einem NKI-Folgeprojekt konsequent weiter und legte hier den Fokus auf klimaeffizientes Essen und Trinken: weniger Fleisch, mehr Gemüse, vor allem Leitungs­wasser, genauere Mengenplanung, mehr Mehrweg-Verpackungen, weniger Abfälle. Da der Kirchentag alle zwei Jahre stattfindet, sollten die Aktivitäten so in der Veranstaltungsplanung verankert werden.

Ein Großereignis mit Fußabdruck

Der evangelische Kirchentag ist mit circa 100.000 Teilnehmenden ein Großereignis, das von einer Viel­zahl an Haupt­amtlichen und gut 6.000 Helferinnen und Helfern getragen wird. Allein die Logistik und Unter­bringung der Besucherinnen und Besucher bringen zusätzlichen Verkehr, Abfall und Energie­verbrauch mit sich und haben entsprechende Konsequenzen für das Klima. Dennoch sollen möglichst viele Menschen beim Kirchentag mitmachen. Daher ist es sowohl in der Vorbereitung als auch in der Durchführung der Groß­veranstaltung notwendig, den ökologischen Fußab­druck mitzudenken. Die beiden Kirchentags­projekte gingen dies aus mehreren Richtungen an.

Die evangelische Kirche engagiert sich schon seit einigen Jahren für den Klimaschutz und nutzte diese Erfahrung in der Vorbereitung des Projektes. Bereits im Vorfeld warb eine intensive Öffentlichkeitsarbeit bei der Bremer Bevölkerung und den Mitwirkenden der Gemeinden für das Anliegen des Klimaprojektes. Alle evangelischen Kirchengemeinden in Bremen erhielten Flyer, die auf die geplanten Aktivitäten hinwiesen.

Für die 6.000 Gastgeberinnen und Gastgeber von Privatquartieren gab es ein persönliches Anschreiben inklusive einer Broschüre mit Tipps für klima­freundliches Verhalten. Das Programmheft des Kirchentages beinhaltete eine Klimakarte, die auf die Standorte der verschiedenen Aktionen aufmerksam machte.

Im Eingangsbereich der Bremer Kirchentags-Geschäftsstelle fand die Vortragsreihe „Klima – Mensch was änderst Du?“ statt. Gemeinsam mit regionalen Partnerinnen und Partnern, wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND) und der Bremer Umwelt Beratung e.V. gab es kompetente Einblicke zu Hochwasser- und Küstenschutz, klimafreundlichem Einkaufen und klima­schonender Mobilität. In der Klimaschule wur­den Schulungen und Workshops angeboten. Schulungsthemen waren unter anderem Konsum, Mobilität und Stromsparen. Die Inhalte wurden individuell für die anfragenden Gemeinden gestaltet. Die Klimaschule präsentierte sich in einer Ausstellung in der Schaustelle, dem öffentlich zugänglichen Bereich des Kirchentagsbüros am Bahnhofsvorplatz.

An den Workshops für die Kirchengemeinden beteiligten sich insgesamt 250 Personen aus 13 Gemeinden.

6.000 Gastgeberinnen und Gastgeber sorgten für die private Unterbringung der Kirchentags­besucherinnen und -besucher­. An die Gastgebenden und an die Gemeinden der Kirchentags­regionen wurden als Dankeschön 17.500 Energiesparlampen ausgegeben.

Überall dabei am Kirchentag

Während des Kirchentages galten die Aktionen vor allem den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Themen­halle Zentrum Zukunft hatte 20.000 Besu­cherinnen und Besucher. Neben Diskussions­runden zum Beispiel zum Thema Energie der Zukunft mit Bundesumweltminister Sigmar Gabriel gab es die Ausstellung Energy@Home und eine Plakatwand, die mit Klimaschutztipps bedruckt war. Vier Großbild­schirme an den Hauptbühnen sorgten mit Kurzfilmen, Anima­tionen und Präsentationen für Aufmerksamkeit.

„An der Kurbel kann man drehen und erkennen, wie viel Energie man aufbringen kann. Es ist äußerst schwierig 80 Watt zu erzeugen. Man müsste acht Stunden lang bei 80 Watt kurbeln, um zwei Minuten warm duschen zu können. Das ist enorm!“  Teilnehmender des 32. Kirchentages

In drei Klimapavillons wurden die Besucherinnen und Besucher zu den Themen Ernährung, Strom, Wärme und Mobilität informiert. Die Stationen waren regelrecht erfahrbar – wie zum Beispiel das CO2-Fahrrad, das die unterschiedliche Klima-Last verschiedener Mobilitätsformen aufzeigte. An der Energie-Kurbel testeten vor allem Jugendliche, wie viel Arbeit in der Produktion von Energie stecken kann.

Drei verschiedene Klima-Stadtführungen beleuchteten wie sich der Klimawandel auf Bremen auswirken würde: Die Flutlinien vergangener Hochwasser konnte man in der Innenstadt Bremens erwandern.

Eine Fahrradtour führte zu Beispielen für den Einsatz von Sonnen- und Wasserkraft entlang der Weser. An den meist ausgebuchten Führungen nahmen über 500 Menschen teil.

Während des Kirchentags wand sich ein etwa elf Kilometer langer blauer Kreidestrich um Bremens Innenstadt – die Land-Unter-Linie. Sie symbolisierte eine mögliche Flutlinie, die durch den Meeresspiegel­anstieg im Zuge des Klimawandels entstände. An einem Abschnitt dieser Linie bildeten die Kirchentags­besucherinnen und -besucher im Rahmen der Aktion Land Unter eine Menschenkette, die für Klimaschutz demonstrierte.

Beim Wettbewerb Klimafair konnten Gemeinden und Einrichtungen ihre Ideen und Aktionen für einen klimafreundlicheren Alltag einreichen. Den ersten Platz erzielte die Erlöserkirchgemeinde Potsdam für einen Kirchenstromtarif, den sie mit dem örtlichen Energieanbieter aushandelte. Der Tarif legt fest, dass für jede Kilowattstunde Strom, die an haupt- und ehren­amtliche kirchliche Engagierte geliefert wird, die Stadt­werke 1,25 Cent in einen Ökofonds einzahlen. Aus diesem werden dann ökologische Projekte finanziert.

Das „kleVere“ Konzept für klimafreundliche Kost

Der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag in Hamburg 2013 richtete mit dem Projekt KleVer den inhaltlichen Fokus auf klima­freund­liche Verpflegung vor und während des Kirchentages. Passend zum Kirchen­tagsmotto „So viel du brauchst“ sollte der Verbrauch an Fleisch- und Wurstwaren gegenüber dem vorigen Kirchentag um circa 20 Prozent gesenkt werden. Ein Schritt bestand beispiels­weise in der Umstellung der Helferbuffets für die 5.000 Ehrenamtlichen auf einen höheren Anteil an Rohkost und vegetarische Angebote. Auf dem Kirchen­tag insgesamt sorgte eine gute Mengen­kalku­lation und Resteverwertung für die Minimierung der Essens­abfälle. Zudem wurden Mehrweggeschirr und Recycling-Servietten eingesetzt und auf Alufolie verzichtet. All diese Maßnahmen sollten einen dauerhaften Standard für die weiteren Kirchentage etablieren. Im öffentlichen Raum stellten die Organisatorinnen und Organisatoren gemeinsam mit Hamburg Wasser sieben Wasserspender auf. In mitgebrachten Behältern konnten sich Passantinnen und Passanten Leitungswasser zapfen.

Auf dem Kirchentag wurde das Projekt den Besucher­innen und Besuchern am KleVer-Stand präsentiert. Laut der Anfang 2012 beschlossenen Strategie des Kirchentages sollen bis 2019 die Sitzungs- und Helfer­verpflegung auf 100 Prozent ökologische, saisonale, regionale und fair gehandelte Verpflegung umgestellt werden. Der im Projekt entwickelte Leitfaden leistet einen Beitrag zur Umsetzung klimaeffizienter Verpfle­gung auf den kommenden Kirchentagen.

  • Was sollte das Projekt erreichen?

    Wie leben wir klimafreundlich? (2009)

    • Umweltkommunikation und verschiedene Veranstaltungsformate sollten über klimaschützendes Verhalten informieren und die Teilnehmenden und Mitwirkenden einbinden;
    • Verhaltensänderungen sollten angestoßen werden.

    KleVer (2013)

    • Für klimaeffiziente Verpflegung bei Kirchentagen sollte ein Konzept entwickelt, umgesetzt und verstetigt werden.
  • Was hat das Projekt erreicht?

    Wie leben wir klimafreundlich? (2009)

    • Vielfältige Kommunikationsmaßnahmen und Veranstaltungsformate steigerten die Wahrnehmung des Klimaschutzthemas;
    • nicht quantifizierbare Verhaltensänderungen wurden durch die Maßnahmen angestoßen;
    • das Thema Klimaschutz auf individueller Ebene und im Rahmen von Großveranstaltungen fand auch auf folgenden Kirchentagen Anwendung.

    KleVer (2013)

    • Das Konzept zur klimaeffizienten Verpflegung wurde entwickelt und umgesetzt;
    • kommunikative Begleitinstrumente wurden entwickelt und eingesetzt.
  • Wie ging es weiter?

    • Das Thema Klimaschutz in Verbindung mit dem Kirchentag wurde in der öffentlichen Wahrnehmung verankert;
    • die Erkenntnisse und Maßnahmen aus dem Projekt fließen in die Planungen weiterer Kirchentage ein;
    • Informationen zum Thema Umweltengagement in Verbindung mit dem Kirchentag sind zu finden unter www.kirchentag.de/ueber_uns/umweltengagement/umweltengagement.html

Beitrag zum Klimaschutz

Die Besucherbefragung während des Kirchentages in Bremen ergab, dass 40 Prozent das Klimaprojekt kannten. Dies und die zahlreichen begleitenden Aktionen und Informationen lassen hoffen, dass möglichst viele Menschen einen Teil ihres Alltags klimafreundlicher gestalten als vorher.

Die 17.500 in Bremen verteilten Energiesparlampen waren ein Element, das direkt zu Einsparungen führte. Die Verpflegung auf dem 34. Hamburger Kirchentag verursachte insgesamt 532 Tonnen CO2-Äquivalente – und damit 46 Prozent weniger als bei konventioneller Versorgung. Wichtig dafür waren die regionalen Öko-Produkte, die überwiegend vegetarische Ernährung und das Vermeiden emissionsintensiver Lebensmittel wie Nassreis, Butter und Rindfleisch.

  • Checkliste der Erfolgsfaktoren

    • Interessen und Ressourcen der Zielgruppen beachten;
    • kreativen Hingucker und erfahrbare Statio­nen einbringen, insbesondere für die Ziel­gruppen, deren Interesse erst noch geweckt werden muss;
    • Emotionen wie Spaß, Freude und Genuss bei der Gestaltung der Formate mitdenken;
    • regionale und kompetente Kooperations­partnerinnen und -partner einbinden;
    • durch Partnerschaften und Netzwerke die öffentliche Diskussion anregen; langfristige Strategien für Veranstaltungen entwickeln.

Tipps und Tricks für interessierte Institutionen

Veranstalter von Großveranstaltungen können sich bei den Kirchentagsprojekten viele Ideen für weitere Aktionen und Projekte finden.

Kreativen Hingucker und erfahrbare Stationen einbringen

Menschen, die nicht gezielt nach Klimainfos suchen, werden durch plakative und kreativ gestaltete Medien neugierig gemacht. Die intensive Werbung auf allen Kanälen sowie dem Infoscreen an der zentral gelege­nen Bühne erhöhte den Bekanntheitsgrad des Klima­projektes deutlich.

Emotionen nicht vergessen

Themen zur Ernährung sind mit Emotionen verbun­den. Es geht um Tradition, Geschmackserlebnisse, Regionalität und Heimat aber auch um Freiheit und Autonomie in der eigenen Lebensgestaltung. Bei der Gestaltung der Formate sind positive Emotionen wie Spaß, Spannung und Genuss entscheidend, um die Köpfe und Herzen der Menschen zu erreichen.

Regionale und kompetente Kooperations­partnerinnen und -partner einbinden

Bekannte, kompetente und glaubwürdige regionale Partnerinnen und Partner wie zum Beispiel Umwelt­verbände, Energieagenturen oder Verbraucherbera­tungen sind bei Veranstaltungen wichtig. Im Projekt KleVer beteiligten sich unter anderem das kommunale Wasserver- und Entsorgungsunter­nehmen Hamburg Wasser, am Kirchentag in Bremen der Landesverband des BUND.

Bei der Planung hilft die frühzeitige Kooperation mit potenziellen Partnerinnen und Partnern auch, um Doppelangebote zu vermeiden und zu klären, welche Anbieterin oder welcher Anbieter für welches Format am besten geeignet ist.

Dauerhafte Verankerung durch langfristige Strategien und realistische Ziele erreichen

Ein Konzept kann bereits so ausgelegt werden, dass es direkt auf weitere Veranstaltungen übertragbar ist. Dabei helfen Leitfäden und Transparenz durch gute Dokumentation und realistische Zielsetzung im Projekt und darüber hinaus. Auch auf dem Kirchentag 2017 in Berlin und Wittenberg spielt das Thema klima­freund­liche Verpflegung eine Rolle unter dem Motto „Essen mit Gesicht“.

Zum Thema Umweltengagement existiert eine separate Seite auf der Webpräsenz des Kirchentages. Hier wird auf Aktivitäten auf und zwischen den Kirchentagen aufmerksam gemacht.

Weiterführende Informationen
PKD_Wie leben wir Kl...

pdf | 1.04 MB

Leitfaden_Klever.pdf

pdf | 2.09 MB