„KuhlEnergy“: Abwärme aus Milchkühlung für ein klimafreundliches Wärmenetz
Wenn in Apfeldorf künftig die Kühe gemolken werden, gewinnt die Gemeinde dabei auch Energie. Möglich macht das ein Wärmetauscher, der die abkühlende Milch nutzt, um Wasser zu erwärmen und in das neue Wärmenetz einzuspeisen. So spart die Gemeinde Energie und senkt ihre Treibhausgasemissionen.
Die Gemeinde Apfeldorf im Landkreis Landsberg am Lech setzt mit dem Projekt „KuhlEnergy“ ein innovatives Klimaschutz-Modellprojekt um. Ziel ist es, den Ortsteil Apfeldorfhausen künftig nahezu energieautark mit Strom und Wärme zu versorgen. Das Vorhaben wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Die Förderquote liegt bei 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben.
Ein deutschlandweit einzigartiger Ansatz
Das Projekt ist deutschlandweit das erste seiner Art: Erstmals wird die Abwärme aus der Milchkühlung eines landwirtschaftlichen Betriebs systematisch in ein lokales Wärmenetz eingespeist. Direkt nach dem Melken trifft die 38 Grad warme Milch in einem Wärmetauscher auf kaltes Wasser. Dadurch wird die Milch heruntergekühlt, während sich das Wasser erwärmt. Diese Wärme wird in einen Pufferspeicher eingespeist und über eine Wärmepumpe auf das erforderliche Temperaturniveau für das Wärmenetz gebracht. So kann sie künftig zum Heizen von Gebäuden im Ort genutzt werden.
Rund 120 Kühe liefern täglich etwa 3.500 Liter Milch für den Wärmetauscher. Sie gehören Landwirt Thomas Schertich. In einem Beitrag des Fernsehsenders Sat.1 spricht er über die Vorteile des neuen Systems für seinen Betrieb: „Bisher mussten wir die Milch im Kühltank herunterkühlen, um sie auf acht Grad zu bringen. Jetzt läuft die Milch schon deutlich kühler in den Milchtank hinein. Wir müssen dadurch nicht mehr so lange kühlen. So können wir circa 10.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr sparen.“ Die erwartete Treibhausgasminderung des Projekts liegt bei 341 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr.
Nachhaltiges Zusammenspiel
Der für die Wärmepumpe benötigte Strom stammt aus einer nahegelegenen Freiflächen-Photovoltaikanlage. Das Zusammenspiel aus Solarstrom, Wärmepumpe und Abwärmenutzung macht es möglich, die Wärmeversorgung vollständig mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Rund 20 Gebäude sollen zunächst an das neue Netz angeschlossen werden.
Bürgermeister Gerhard Schmid erklärt im Interview mit dem Radiosender Bayern 1: „Unser Ziel ist es, den vor Ort erzeugten Strom so weit wie möglich selbst zu nutzen – für die Wärmeversorgung ebenso wie für den Eigenverbrauch. Das entlastet die Netze und stärkt die regionale Wertschöpfung.“
Wissenstransfer und Ausbau geplant
Parallel zur technischen Umsetzung begleitet Apfeldorf das Projekt mit Informationsveranstaltungen, Führungen und Online-Angeboten, um die Erfahrungen für andere Kommunen zugänglich zu machen. Geplant ist außerdem, das System künftig durch einen zusätzlichen Warmwasserspeicher und einen größeren Batteriespeicher zu ergänzen. Das Projekt läuft bis 2028.