Grünes Gas in Bernburg (Saale)

Auf einen Blick

Die MVV Biogas GmbH suchte im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie nach geeigneten Standorten, um Biomethan als grünes Gas aus Abfallströmen zu erzeugen. Besonders im Blick waren Regionen, in denen die kommunale Biotonnen-Sammlung neu eingeführt wurde oder mit steigenden Mengen zu rechnen war. In Bernburg konnte die Wirtschaftsförderung dafür eine passende Teilfläche in einem neu erschlossenen Gewerbegebiet anbieten.

Das dort entwickelte Anlagenkonzept umfasst die Annahme der Bioabfälle, eine weitgehend automatisierte Aufbereitung sowie die Produktion von qualitätsgesichertem Kompost. Im Zentrum standen eine hohe Effizienz, eine optimale Gasgewinnung und eine präzise messtechnische Begleitung aller Prozessschritte. Die kontinuierliche Vergärung im liegenden Fermenter liefert sehr gute Ergebnisse. Durch die Aufbereitung des Biogases zu Biomethan und die Einspeisung ins regionale Erdgasnetz wird die erzeugte Bioenergie flexibel und bedarfsgerecht nutzbar gemacht.

Herausforderungen und Lösungen

Zu Beginn stand die Aufgabe im Raum, die Sorge vor möglichen Geruchsbelastungen auszuräumen. Eine Bürgerinitiative hatte hierzu Fragen eingebracht. Die geschlossene Bauweise der Anlage sowie die Abluftbehandlung über Wäscher und Biofilter stellten früh klar, dass die Vergärung der Bioabfälle ohne Beeinträchtigung für die Stadt Bernburg betrieben werden kann. Transparente Informationen und der politische Rückhalt für die energetische Nutzung der Biotonne – statt einer reinen Kompostierung ohne Energiegewinn – halfen, Akzeptanz zu schaffen.

Eine weitere Herausforderung lag im heterogenen Baugrund. Während sich an einigen Stellen feste Felsschichten knapp unter der Oberfläche fanden, waren andere Bereiche weniger tragfähig. Dies erforderte detailliertere geotechnische Untersuchungen und führte zu einem höheren Aufwand bei Fundamentierung und Untergrundsicherung.

Zudem spielte der Schutz möglicher Kulturgüter eine Rolle. Eine eng begleitete archäologische Untersuchung stellte sicher, dass Funde dokumentiert und geschützt werden konnten, ohne den Gesamtfortschritt des Vorhabens zu gefährden. Während der Bauphase erschwerte die Corona-Pandemie die Abläufe: zusätzliche Schutzmaßnahmen, Personalausfälle und gestörte Lieferketten führten zu Verzögerungen. Durch eine enge Vernetzung der Beteiligten und alternative Beschaffungswege konnten viele Engpässe jedoch aufgefangen und der Bau planmäßig weitergeführt werden.

Erfolge und Erfolgsrezept

Wesentlich für den Projekterfolg war eine offene und kontinuierliche Kommunikation – sowohl mit Kritikern als auch mit politischen Entscheidungsträgern. Besonders hilfreich erwies sich der Besuch einer vergleichbaren Anlage, der dem Stadtrat einen realistischen Eindruck der Technologie vermittelte. Ebenso wichtig war die frühzeitige Einbindung von Behörden sowie Gutachterinnen und Gutachtern, um alle genehmigungsrelevanten Aspekte bereits in der Planungsphase zu klären.

Eine immer wichtigere Rolle spielt außerdem der Gewässerschutz. Durch die aktualisierte Rechtslage (AwSV) empfiehlt sich ein sehr früher Austausch mit den zuständigen Fachbehörden, um Anforderungen sicher zu planen und Verzögerungen zu vermeiden.